Eichhörnchen – Sammler und Kletterkünstler

Eichhörnchen im Baum
Für Eichhörnchen kann ein Baum fast nicht hoch genug sein

Die beliebten und putzigen Nagetiere könnte man stundenlang beobachten, wenn sie auf Bäumen entlang flitzen oder durch Sträucher klettern. Eichhörnchen sind tagaktiv und sehr fleißige Nahrungssammler. Sie sind in nahezu ganz Europa verbreitet, leben in Nadel-, Laub- und Mischwäldern sowie hierzulande in vielen Gärten.  

Eichhörnchen mit Pinselohren
Pinselohren gegen die Kälte im Winter

Merkmale

Eichhörnchen (Sciurus) sind Nagetiere und gehören der Familie der Hörnchen an. Männchen und Weibchen unterscheiden sich anhand von Größe – ihr Körper misst etwa 15 bis 20 Zentimeter - oder Fellfarbe nicht. Die Farbe und Dichte des Fells ist genetisch bedingt und unterscheidet sich je nach Lebensraum. In höheren Lagen, in denen hauptsächlich Nadelbäume vorkommen, sind die Tiere eher dunkler gefärbt, da sie so besser vor Feinden getarnt sind. Von Ostsibirien aus gesehen, wechseln die Farben von braunschwarz bis hellrot und die Felldichte nimmt der Witterung entsprechend Richtung Westen hin immer weiter ab. Hier bei uns in Deutschland sind die Tiere rötlich bis dunkelrot gefärbt. Sie besitzen auffällige Pinselohren, an denen im Winter lange Haare wachsen, die ihre sensiblen Hörorgane vor Kälte schützen.

Ihr buschiger Schwanz ist mit 20 bis 25 Zentimetern so lang ist wie ihr Körper. Er hat unterschiedliche Funktionen: Er dient nicht nur als Balancierhilfe beim Klettern, sondern auch als Steuerruder beim Springen von Ast zu Ast und als Kommunikationsmittel mit Artgenossen. Außerdem kuscheln sich die Tiere in ihrem Schlafplatz an ihren Schwanz und können sich damit sogar komplett bedecken und wärmen.

Die Hinterbeine der Eichhörnchen sind perfekt an eine kletternde Lebensweise angepasst. Sie sind überproportional lang und muskulös. Auch glatte Baumstämme machen den kleinen Akrobaten keine Schwierigkeiten, denn die langen Greifzehen an Vorder- und Hinterbeinen besitzen scharfe Krallen zum Festhalten. Damit können sie sogar kopfabwärts klettern.

Eichhörnchen im Wald
Nadel- und Mischwälder sind ihr bevorzugter Lebensraum

Lebensraum und Nahrung

Die Familie der Hörnchen umfasst weltweit über 280 Arten. Das Eurasische Eichhörnchen, das auch in Deutschland zuhause ist, ist in ganz Europa und Nordasien verbreitet. Es bevorzugt Nadel-, Laub- und Mischwälder, kommt aber auch in Parks, Gärten und auf Friedhöfen vor. Ihr Lebensraum hängt immer vom Baumbestand ab; die Bäume müssen alt genug sein, dass sie Nahrung produzieren. Besonders beliebt sind Buche, Eiche, Ahorn, Fichte und Kastanie.

Früher waren Eichhörnchen ausschließlich auf Fichten- und Tannenzapfen spezialisiert, heutzutage ernähren sie sich von dem, was ihnen die Saison bietet. Neben energiereichen Nüssen, Beeren, Früchten und Samen fressen sie gerne Blüten, Knospen und auch Pilze. Wenn das Nahrungsangebot nicht ausreicht, räubern sie schon mal ein Vogelgelege.

Da Eichhörnchen keinen Winterschlaf halten und sich damit auch keinen Winterspeck anfressen, müssen sie für die karge Jahreszeit vorsorgen und verstecken im Herbst viele Futtervorräte in verschiedenen Depots – dazu gehören sehr gerne auch Blumentöpfe und -kästen im Garten. Diese werden dann im Laufe des Winters abgeklappert, sobald die kleinen Nager Nahrung benötigen. Und sollte ein Versteck vergessen werden, wachsen die übriggebliebenen Samen im Frühjahr zu neuen Pflanzen heran. Somit helfen Eichhörnchen bei der Verbreitung neuen Lebens und werden dadurch auch „Gärtner des Waldes“ genannt.

Eichhörnchen-Mutter + Junge
Eichhörnchen-Weibchen ziehen ihre Jungen alleine groß

Lebensweise und Fortpflanzung

Eichhörnchen sind tagaktiv und im Sommer vor allem frühmorgens und nachmittags unterwegs. An heißen Tagen halten sie laut NABU häufig eine kleine Siesta. Als Rückzugsort und Schlafplatz für die Nacht dienen Baumhöhlen oder so genannte Kobel, in Astgabeln platzierte und mit Reisig ausgepolsterte Nester.

Die Paarungszeit beginnt schon im Dezember oder Januar und geht bis in den Sommer hinein. Die Partner verfolgen sich dabei in wilden Jagden über Dächer und Bäume, dabei werfen sie auch mal jegliche Vorsicht über Bord. Männchen können paarungsbereite Weibchen über eine Entfernung von bis zu anderthalb Kilometer riechen – was noch lange nicht heißt, dass das Weibchen sie auserwählt. Das Weibchen lässt sich tagelang umwerben und legt sich dann fest.

Es ist bis zu 38 Tage trächtig, danach kommen zwei bis sechs jeweils zehn Gramm schwere Junge zur Welt, die es alleine großzieht und rund um die Uhr versorgt. Erste Fellhaare sprießen um den achten Lebenstag, mit 32 Tagen öffnen sich die Augen. Im Alter von sechs Wochen verlassen die flauschigen Jungtiere erstmals das Nest und nach acht bis zehn Wochen beginnen sie selbstständig nach Nahrung zu suchen. Erst nach einigen Monaten sind sie richtig erwachsen und ziehen in die Ferne.

Forstarbeiten im Wald
Der Rückgang der Wälder gefährdet die Bestände

Gefährdungen und Gefahren

Eichhörnchen, vor allem Jungtiere, sind einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Natürliche Fressfeinde wie Marder, Raben oder Greifvögel sind eine große Gefahr - und wenn ein Tier einen Angriff überlebt, ist es oft schwer verletzt. Auch im Straßenverkehr verunglücken viele Eichhörnchen oder sie erkranken an Atemwegsinfektionen oder Durchfall.

Laut der Roten Liste gilt das Eurasische Eichhörnchen als ungefährdet, es zählt allerdings laut Bundesartenschutz zu den besonders geschützten Tierarten. Das bedeutet, dass sie nicht gehalten, gejagt, gefangen oder getötet werden dürfen und auch ihre Nester einem strengen Schutz unterliegen. Ihre Bestände sind stark vom Nahrungsangebot abhängig. Die Abholzung der Wälder und eine schlechtere Baumqualität können dazu führen, dass ihre Zahl zurückgeht.

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